Über mehrere Stunden haben meine Familie und ich vor dem TV gezittert, gehofft und gejubelt – bis der erlösende Punkt zum Titelgewinn von Roger Federer in Wimbledon endlich Tatsache war. Noch nie hat mich ein Sportereignis derart geprägt wie das vom 6. Juli 2003. Die Begeisterung war nicht nur der Nationalität des Schweizers geschuldet, sondern auch der unvergleichlichen Art, wie Federer spielte und sich neben dem Platz präsentierte. Fairness, Bescheidenheit und Nahbarkeit waren während seiner gesamten Laufbahn seine Merkmale. Genau deswegen inspirierte mich dieser «Ausnahmekönner» und brachte dieses Spiel in mein Leben.
Obwohl Tennis ein Einzelsport ist, funktioniert er ohne Gegenspieler nicht. So entschied mein bester Freund und ich im Alter von 13 Jahren, gemeinsam dem Tennisclub beizutreten. Schnell wurde klar, dass sich mein Talent in Grenzen hielt und der Spass im Vordergrund stehen sollte. Somit trainierten wir ohne grosse Ambitionen. Währenddessen gewann Federer Spiel um Spiel und reifte zum grössten Tennisspieler seiner Zeit. 2010 gewann er dann das Finale des Australien Open, welches meine Freunde und ich am frühen Morgen gemeinsam mitverfolgten. Für uns war klar: Diesem herausragenden Sport-Botschafter müssen wir etwas Spezielles widmen. So entschieden wir uns dazu, die Facebook-Gruppe «Für alle, die Federer auf der 100er-Note sehen wollen» zu gründen. Nach wenigen Stunden wuchs diese auf mehrere Tausend Follower und ging viral. Die Gruppe brachte es auf die Titelseite einer nationalen Zeitung und diverse Radiostationen berichteten darüber. Mit diesem Satz brachten wir unsere Dankbarkeit für die vielen unvergesslichen und spannenden Momente des Tennisprofis zum Ausdruck.
Trotz meines mässigen Niveaus spiele ich nach wie vor mit grosser Freude Tennis. Die Mischung aus Präzision, Timing, Technik, Strategie und Mentalität macht diesen Sport einzigartig für mich. Das berauschende Gefühl nach einem gelungenen Top Spin Longline oder einem reüssierten Stoppball ist jede Stunde ohne Erfolgserlebnis wert. Wie auch Federer, spiele ich nicht des Sieges wegen, sondern weil mich die Herausforderung reizt, immer ein bisschen besser zu werden – wenn auch mit unterschiedlichem Resultat.