Viele meiner Verwandten sind Sportschützen. Mein Vater hat das Hobby von seinem Vater kennengelernt und wollte es deshalb auch seinen Kindern weitergeben. Nachdem ich ihm jahrelang zugeschaut habe, durfte ich mit zehn Jahren als Juniorschütze endlich selbst hinter das Gewehr liegen, vorerst unter Aufsicht. Die ersten Ergebnisse waren eher ernüchternd, doch die Motivation, mich zu verbessern, war riesig. Spätestens als ich mein erstes gutes Schussresultat erzielt hatte, packte mich die Leidenschaft. Jetzt bin ich seit mittlerweile 16 Jahren im Schützenverein und durfte während dieser Zeit schon einige Erfolge feiern.
Viele Menschen sehen Sportschiessen nicht als richtigen Sport. Das erachte ich als einen grossen Irrtum, denn dabei geht es nicht nur um Präzision. Neben der Körperbeherrschung, Konzentration und Selbstreflexion spielt auch das Analysieren der Gegebenheiten wie beispielsweise den Lichtverhältnissen oder der Windstärke eine Rolle. Jede kleinste Bewegung bei der Schussabgabe kann zu einem «Ziehfehler» führen und damit wertvolle Punkte kosten. Durch die Selbstreflexion und Analyse wird festgestellt, ob beim Schiessen das Gewehr verzogen wurde, ob richtig durchs Visier gezielt wurde oder im Schussmoment Wind aufgekommen ist. Kurz gesagt: Nur wenn ich jedes kleine Detail wahrnehme, kann ich das Visier korrigieren und möglichst nahe an die Höchstpunktzahl gelangen.
Für mich ist das Sportschiessen eine gute Möglichkeit, um den alltäglichen Stress zu vergessen. Liege ich hinter dem Gewehr, spielt es keine Rolle, was am Tag alles geschehen war. Mein Fokus liegt dann nur auf der Zielscheibe, 300 Meter vor mir. Nach dem Training oder einem Wettkampf gehört auch der Austausch mit den Schützenkollegen zum Hobby. Nicht selten komme ich dabei mit anderen Vereinsmitgliedern in Kontakt und schliesse neue Freundschaften.
Das disziplinierte Erlernen der erwähnten Fähigkeiten macht den Schützensport einzigartig. Kein Wunder, gehört das Wettschiessen an den Olympischen Spielen schon seit 1896 zum Programm!